Bastard-Staudenknöterich (Fallopia bohemica (F. japonica x sachalinensis))
Aktualisiert am: 27.03.2023
EU-Code:
Prävention
Die neophytischen Staudenknöterich-Arten sind bei realistischer Betrachtung nicht mehr aus der Landschaft zu entfernen. Sie haben sich als Agriophyten fest eingebürgert und würden auch ohne Menschen Bestandteil unserer Flora bleiben. Eine weitere Ausbreitung in Flusssystemen, in denen sich die Knöterich-Arten bereits etabliert haben, kann kaum unterbunden werden, da sie sich selbstständig ausbreiten und bereits sehr kleine Pflanzenteile (Rhizomfragmente 1,5 cm; Sprossfragmente 4 cm) in der Lage sind, sich zu bewurzeln und neue Pflanzen zu entwickeln. So kommt die wichtigste Rolle der Prävention zu, damit die weitere Ausbreitung möglichst stark eingeschränkt bzw. unterbunden wird. Pflanzenteile dürfen nicht mit Gartenmüll oder durch Verbringung befallener Erde verschleppt werden. An Straßenrändern dürfen Staudenknöterich-Bestände nicht gemulcht werden, da die beim Mulchen entstehenden Sprossfragmente mit der Winddrift und im Reifenprofil verschleppt werden. Abgemähte Sprosse sind im Restmüll zu entsorgen oder thermisch (> 70 Grad Celsius) zu vernichten. Möglich ist auch die Entsorgung in Kompostieranlagen unter Zugabe von Frischkompost. Lediglich junge Ansiedlungen des Staudenknöterichs können noch ausgegraben werden. Auch die Beseitigung erster neuer Ansiedlungen im Oberlauf von Fließgewässersystemen oder an Straßenrändern beugt der weiteren Ausbreitung vor. Die Verwendung der Knöterich-Arten als Zierpflanze in Gärten oder als Energiepflanzen in der Landwirtschaft muss unterbleiben.
Bekämpfung
Bei den Bekämpfungsmaßnahmen der Knöterich-Arten ist zu berücksichtigen, dass etwa zwei Drittel der Nährstoffe der Pflanze in den Rhizomen gespeichert ist. Die einmalige Vernichtung der oberirdischen Pflanzenteile führt daher höchstens zu einer leichten Schwächung der Pflanzen und nicht etwa zu nachhaltigem Erfolg. Nach der Mahd treiben die an den Rhizomen sitzenden "schlafenden Knospen“ zu neuen Sprossen aus. Droht ein Bestand durch Flächenwachstum in wertvolle Vegetation einzudringen, kann die Pflanze durch 2- bis 4-malige jährliche Mahd geschwächt werden. Eine nachhaltigere Schwächung und die Entwicklung einer dichten Grasnarbe entsteht in der Regel aber erst durch sehr viel höhere Mahdfrequenzen zwischen 6- und 8 Mal jährlich. Hierbei werden allerdings auch alle gewünschten heimischen Arten in ähnlicher Weise zurückgedrängt. Obwohl Mahd die Bestände stärker schwächt, kann auch Schafbeweidung erfolgreich eingesetzt werden. Ein positiver Nebeneffekt dabei ist die Lösung des Entsorgungsproblems der oberirdischen Pflanzenteile. Da Schafe aber die leicht verholzten Stängel nicht fressen sondern nur entblättern, ist eine Beimischung von Ziegen empfehlenswert. Das Ausgraben von unterirdischen Ausläufern ist nicht erfolgversprechend, da die Rhizome tief in den Boden reichen und auch kleinste verbliebene Einzelstücke wieder zu Beständen auswachsen können. Lediglich ganz junge Pflanzen können noch mitsamt Rhizom ausgegraben werden. So kann auch eine Überdeckung des Bestandes mit Erde nur erfolgreich sein, wenn die aufgebrachte Erdschicht deutlich dicker ist als die Bodentiefe der Rhizome. Eine weitere Möglichkeit zur Schwächung besteht durch Beschattung durch Anpflanzungen von Gehölzen wie z. B. Weiden-Arten. Selbst eine Bekämpfung mit Herbiziden ist schwierig und bleibt bei unsachgemäßer Ausführung wirkungslos. Verwendet werden Glyphosat-haltige Totalherbizide, die allerdings in Deutschland im Bereich von Gewässern nicht verwendet werden dürfen. Bei dem Einsatz von Giften ist eine Kombination von mechanischer und chemischer Bekämpfung zu empfehlen, bei der die Bestände zunächst gemäht und die neuen Triebe im Spätsommer mit Herbiziden behandelt werden. Bei allen genannten Methoden der Bekämpfung ist mit mehrjährigen Nacharbeiten zu rechnen.