In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der vom Menschen eingeschleppten Arten als Folge der Globarisierung, insbesondere des internationalen Waren- und Güteraustausches zugenommen. Der Klimawandel bewirkt, dass Arten wärmerer Klimazonen bei uns Wachstums- und Etablierungschancen erhalten. Nicht zuletzt tragen die Flächen-Inanspruchnahme und Nutzung durch den Menschen sowie stoffliche Einträge, zum Beispiel Stickstoffimmissionen oder Wasserverschmutzung dazu bei, dass heimische Arten in ihren angestammten Arealen Boden verlieren und gebietsfremden Arten Platz machen.
Farn- und Blütenpflanzen in NRW | Florenliste 1988 | Florenliste 1996 | Florenliste 2006 | Florenliste 2020 |
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heimische Sippen | 1407 | 1661 | 1597 | 1943 |
ausgestorbene Sippen | 85 | 93 | 95 | 162 |
etablierte Neophyten | 190 | 217 | 212 | 237 |
Neophyten mit Etablierungstendez | - | - | 95 | 111 |
In den Florenlisten Nordrhein-Westfalens ist die Zahl der etablierten Neophyten zwischen 1988 bis 2020 von 190 auf 237 deutlich angestiegen. In der Florenliste 2006 wurden die Etablierungskriterien strenger gefasst, gleichzeitig wurden auch die Neophyten mit Etablierungstendenz in die Liste neu aufgenommen. Die Gesamtzahl der Farn- und Gefäßpflanzen hat sich insbesondere aufgrund von Fortschritten in der Sippen-Feingliederung erhöht, wobei aus vormaligen Sammelarten häufig mehrere Arten abgetrennt und neu benannt wurden. Die Zahl der verschollenen und ausgestorbenen Arten hat sich seit der ersten Florenliste 1988 fast verdoppelt. Die Ursachen für das Aussterben von Arten sind ganz überwiegend nicht der Zuwanderung neuer gebietsfremder Arten geschuldet, sondern liegen an Lebensraumverlusten durch Nutzungsintensivierung und Versiegelung sowie an den immer noch zu hohen, globalen stofflichen Einträgen, die die natürlichen Lebensräume verändern und wenigen ubiquitären Arten Vorschub leisten. Nicht zuletzt fördert der Klimawandel die Ansiedlung und Ausbreitung Wärme liebender Neobiota, darunter insbesondere Arten südlicher Klimazonen wie die Muschelblume oder Arten wintermilder Gebiete wie das Nadelkraut.
Für die Tiere existieren nur Schätzungen über die Zahlen der heimischen und gebietsfremden Arten. Man geht von etwa 35.550 heimischen Tierarten aus, davon sind circa 200 Neozoen. Hinzu kommen schätzungsweise 550 unbeständige Neozoen. In Folge des Klimawandels mehren sich Meldungen über die Überwinterung und Vermehrung Wärme liebender Tierarten. Auch südlich verbreitete, zum Teil (sub)tropische Neozoen, zum Beispiel die Nosferatu-Spinne oder der Halsbandsittich konnten in Siedlungsnähe überleben und sich von dort bei zunehmender Wärmegunst in die freie Landschaft ausbreiten. Die Nutrias, die in Kältewintern Erfrierungen an Schwanz und Pfoten erleiden, haben infolge der milden Winter stark zugenommen und sich auch im Bergland ausbreiten können.