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Zebramuschel (Dreissena polymorpha)

Aktualisiert am: 27.03.2023
EU-Code:

Zebramuschel (Dreissena polymorpha)
Zebramuschel (Dreissena polymorpha)
© Foto: J. Bäthe

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Im adultem Stadium erreicht die Zebramuschel Dreissena polymorpha eine Höhe von 13 bis 18 mm, eine Länge von 26 bis 40 mm und eine Dicke von 17 bis 20 mm (Glöer & Meier-Brook 2003). Ihre Schalen sind dreikantig, kahnartig geformt, gelblich bis hellbraun gefärbt und weisen oftmals dunkelbraune bis schwarze, meist gezackte oder gewellte Streifen auf, die jedoch mit zunehmenden Alter nachlassen (Glöer & Meier-Brook 2003, Kileen et al.2004). Die Innenseite der Muschel ist weiß bis lila gefärbt. Insgesamt sind die Variationen in der Farbgebung groß. Es treten auch fast einfarbige Exemplare auf (Kileen et al.2004). Ihre Form ähnelt entfernt der aus Westafrika stammenden und in Deutschland eingeschleppten Brackwasserdreiecksmuschel(Congeria leucophaeata), die jedoch kleiner und langgestreckter ist und keinen Kiel aufweist. Ihr fehlt ebenfalls die charakteristische Zeichnung der Wandermuschel. Eine weitere Verwechslungsmöglichkeit besteht mit der Quagga-Muschel (Dreissena rostriformis bugensis), einer ebenfalls invasiven Schwesternart, die 2007 erstmals in Deutschland nachgewiesen wurde (Imo et al. 2010).

Biologie

Die Zebramuschel ernährt sich von Plankton und Detritus, das sie aus dem Wasser filtriert. Sie erreicht ein Alter von bis zu 10 Jahren. Nach einem Jahr ist sie geschlechtsreif und kann bis zu 1 Millionen Eier im Jahr produzieren. Die Befruchtung erfolgt im freiem Wasser. Die Larven von Dreissena polymorpha sind freischwimmend. Sie können mehrere Wochen, wie etwa bei Wasserstandsschwankungen, auf dem Trockenen überleben (Schmedtje & Kohmann 1992). Sie besiedelt vorzugsweise Holz und Steine, aber auch Mauern, Boote und Schiffe, indem sie mit ihrer Byssusdrüse Fäden produziert, um sich an Hartsubstrat zu haften. Optional lässt sie sich auf Muscheln und Krebsen nieder. Die Zebramuschel tritt oft klumpenweise auf. Sie konkurriert mit Hartsubstratbesiedlern um den Lebensraum, zu denen u. a. Schwämme, Moostierchen, Köcherfliegenlarven und auch Schlickkrebse, wie zum Beispiel Chelicorophium curvispinum zählen (Nehring & Leuchs 1999).

Herkunft und Einwanderungsweg

Bis zu den Eiszeiten im Quartär war die Zebramuschel im mitteleuropäischen Raum weit verbreitet. Im Quartär reduzierte sich ihr Verbreitungsgebiet auf die pontokaspische Region, d.h. den Raum des Schwarzen Meeres und des Kaspischen Meeres. 1824 wurde Dreissena polymorpha erstmals wieder in Deutschland gefunden (Nehring 2005, Thienemann 1950). In den Folgejahren erfolgten Nachweise in der Havel und aus der Rheinmündung in den Niederlanden. Wenig später war die Muschel bereits in vielen weiteren Flusssystemen Norddeutschlands verbreitet (Böhmer et al. 2001). Dazu trug im Wesentlichen der Bau von Kanälen bei. Über den Verlauf der Wiederbesiedlung bestehen kontroverse Ansichten. Es ist anzunehmen, dass sich die Zebramuschel bzw. ihre Larven auf mehreren Wegen im Ballastwasser oder im Aufwuchs von Schiffen ihren einstigen Lebensraum wieder erschloss. Mögliche Ausbreitungswege verliefen über die Donau (Schmedtje & Kohmann 1992) bzw. über Dnjepr, Pripjet, Oginsky-Kanal, Memel und Ostsee (Thienemann 1950). Es kann ebenfalls nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass Reliktpopulationen aus dem Tertiär in Seen verweilten und sich von dort aus wieder ausbreiten konnten (Thienemann1950).

Lebensraum

Dreissena polymorphakommt in Flüssen, Kanälen, Stauseen und Seen vor. Bevorzugt besiedelt sie langsam fließende Gewässer. Seltener tritt sie in Brackwasserhabitaten auf (Nehring & Leuchs 1999). Sie toleriert ein gewisses Maß an Schadstoffen und Salzen (Glöer & Meier-Brook 2003, IKSR 2009). Ebenso verträgt sie geringe Sauerstoffgehalte (Neumann 1990). Hinsichtlich der physiko-chemischen Parameter präferiert sie pH-Werte > 7, eine Wassertemperatur < 30°C und eine Salinität von < 5 ppt (Kileen et al.2004).

Verbreitung in Nordrhein-Westfalen

Dreissena polymorphawurde im Jahr 1826 erstmals im Rheindelta nachgewiesen, flussaufwärts wenige Jahre später (1836) (Thienemann1950). In den 1980er Jahren kam es im Rhein zu einer massenhaften Vermehrung der Wandermuschel die sogar zu einer Verstopfung von Wasserentnahmerohren führte. Seitdem konnte ein rückläufiger Trend verzeichnet werden, der jedoch mit einer Zunahme von Chelicorophium curvispinum einherging (REY et al. 2005). Der Süßwasser-Röhrenkrebs erschwert durch den Bau seiner Wohnröhren die Ansiedlung der Wandermuschel. Heute kommt Dreissena polymorpha im gesamten Rhein vor (IKSR 2009). In der Weser ist Dreissena polymorpha seit 1927 bekannt (Thienemann 1950). Nach einer Phase ungünstiger abiotischer Rahmenbedingungen infolge der Zuleitung salzhaltiger Abwässer zwischen 1960 und 1990, erholten sich die Bestände zu Beginn der 1990er Jahre und erreichten in nordrhein-westfälischen Mittelweserabschnitten Besiedlungsdichten von zum Teil mehr als 15.000 Ind./m² (Bäthe 1992, Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau 1998). Der Erstnachweis in der Lippe erfolgte 1975 vom Lippeverband (Sommerhäuser et al. 2009). Im Wuppereinzugsgebiet fehlt die Zebramuschel derzeit noch (LANUV 2013, van den Boom 2009). Aus weiteren nordrhein-westfälischen Gewässerabschnitten liegen Nachweise der Wandermuschel spätestens seit den 1990er Jahren aus Datteln-Hamm-Kanal, Dortmund-Ems-Kanal, Ems, Erfter Mühlenbach, Glaadtbach, Haffenschen Land­wehr/Bislicher Ley, Mittellandkanal, Möhne, Neffelbach, Osnabrücker Stichkanal, Palmersdorfer Bach, Rhein-Herne-Kanal, Rotbach, Ruhr, Stever, Stinderbach, Werse und Wesel-Datteln-Kanal vor. Zumindest ab dem Jahr 2000 hat sich Dreissena polymorphain Agger, Bislicher Ley/Reeser Altrhein, Bocholter Aa, Düssel, Emmer, Emmerbach, Erft, Fossa Eugeniana/Niepkanal, Hardtbach, Hubbelrather Bach/Stinderbach, Kellener Altrhein/Griethauser Altrhein, Kleine Erft, Mehlemer Bach, Mühlenerft, Sieg und Spoykanal weiter ausgebreitet (LANUV 2013).

Die Wandermuschel kann aufgrund ihrer weiträumigen Verbreitung in Nordrhein-Westfalen als häufige Art bezeichnet werden. Eine weitere Ausbreitung in den kommenden Jahren ist anzunehmen.